Description
Wer kennt sie nicht, diese bildhaften, melodiösen, meisterhaft gedichteten Kinderlieder und Lebenssprüche? Kennen wir aber auch ihre Autorin Sophie Haemmerli Marti (1868-1942)? Wer ist die Frau, die mit ihrem Prosa-Band „Mis Aargäu“ Massstäbe für vollendete Mundart-Dichtung geschaffen hat, und deren vertonte Kinder- und Muttergeschichten, etwa „Mis Chindli“, Eingang ins Volksliedgut gefunden haben? Sophie Haemmerli-Marti zählt zweifellos zu den bedeutendsten Mundart-Schriftstellerinnen des Landes. Sie ist nicht in Vergessenheit geraten, was in der Aktualität ihres literarischen Werks begründet liegt. Aus ihren Texten spricht das zentrale Thema des Menschseins: Die allumfassende Liebe, die sie in ihrem Alltag als Mutter, Ehefrau, Freundin und ebenso in der Natur und im Glauben lebte und poetisch verarbeitete.
Zum 150. Geburtstag der Schriftstellerin hat die Stiftung Museum Burghalde 2018 ein reichhaltiges Kulturprogramm in Zusammenarbeit mit Partnern aus Lenzburg und Othmarsingen initiiert. Über das Jubiläumsjahr hinaus sind zwei Projekte von bleibendem Wert: Zum einen hat Sophie Haemmerli-Marti einen festen Platz in der neuen Dauerausstellung des Museum Burghalde erhalten. Das Büchlein enthält eine kleine und feine Auswahl an Gedichten, Lebenssprüchen und Briefen. Die Briefwechsel mit den Zeitgenossen Frank Wedekind, Max Bircher, Carl Spitteler und Jost Winteler zeugen von ihrer engen Freundschaft und berichten von Sophies Leben in und um Lenzburg. Es eignet sich als Lebensbegleiter für einen selbst und als Geschenk – denn diese erhalten die Freundschaft.
Di ganz Wält voll Blueme,
So wit mer mag gseh:
Mer cha vo de schönste
Ganz Ärfel voll neh.
Di ganz Wält voll Meitli,
I bsinne mi rächt:
Mir gfallt halt es einzigs,
Aber – wott es mi ächt?
D’Liebi
S git öppis, s isch finer
As s allerifinscht Gwäb,
Und doch isch es stercher
As isigi Stäb.
S isch früscher as s Bluescht,
wo am Öpfelbaum stoht,
Wie Schnee uf de Bärge,
wo nümmer vergoht,
Bald bitter wi Galle,
Bald süesser as Hung,
S läbt mängs hundert Johr
und blibt allewil jung,
S isch höcher as d Stärne
Und teufer as s Meer:
Was müesst mer au afoh,
wenn d Liebi ned wär!
Di Seel
Di Seel isch e lutere Diamant,
Er spieglet Himmel und Ärde.
Herts und Durchsichtigs isch der verwandt,
Mues gschliffe und gmodlet wärde.